Markus Mittringer | ||
Malerei als Malerei war fortan sein Thema - Malerei, wie sie etwa Giorgio Morandi betrieb."Zeitgeist" nannte sich die Schau im Berliner Martin Gropius-Bau, 1982, ab der es dann wieder legitim, ja nachgerade Bedingung war zumalen. Neu, wild und expressiv hatten die Bilder zu sein, bis zunächst 'Neo-Geo' zur Ordnung rief und kurz darauf das Tafelbild wieder für tot erklärt wurde. Das Ping-Pong Spiel gewann an Tempo, die trend-scouts folgten ihrer Berufung, jeweils morgen war alles wieder ganz anders. Die begleitenden Medien frönten hysterisch ihrem Kommentarbedürfnis. Heute
dominiert gerade wieder Skepsis. Zu malen schickt sich nicht, wieder werden
diejenigen, die Bilder produzieren, von denen, die das gerade ablehnen,
des Anachronismus bezichtigt. 'Avanciert' lautet das begehrte Prädikat
der 90er. Menschen, die Farbe auf eine ebeneOberfläche aufbringen,
bekommen dieses selten verliehen. Alles
andere wird gerne als naiv abgetan, als tendenziös dem Geniekult
zugehörig, von der Auszeichnung 'avancierte Kunst' ausgenommen.Wie
bei jeder Polemik liegt der Fehler in den argumentativen Ungenauigkeiten,
in bewußt gesetzten Unschärfen, die der Abgrenzung dienen sollen.
Malerei ist potentiell selbstreflexiv, gute Malerei hat immer schon ihre
eigene Geschichte und Prozeßhaftigkeit zum Gegenstandgehabt. Daran
hat sich bis heute nichts geändert. Mit dem Schlagwort 'Analytische
Malerei' meint man nur zu oft eine Absage an die Komposition (Helmut Federle
hat darauf in einem Interview in Noema Nr.49 hingewiesen). Die Absage
zeigt sich als zeitgeistiger Versuch der Abgrenzung; Für
Dieter Kleinpeter heißt es daher: weitermalen unter dem Menetekel
des Anachronismus. Doch, nachdem er schon länger malt, dürfte
er sich daran gewöhnt haben und gibt sich unbeeindruckt. Kleinpeter weiß Malen ist Arbeit, was heißt, immer wieder neu damit zu beginnen, die Möglichkeiten des Optischen auszuloten. Malen über das Malen selbst bedingt ein Einverständnis damit, daß jedes Resultat nur fern von Endgültigkeit sein kann. Gerade aber im inständigen Fortfahren, im täglich erneutem Versuchen, im Wissen um die Relevanz noch so kleiner Abweichungen, liegt enormes Potential verborgen. Die Analyse des Mediums und damit einhergehend seiner Geschichte ist Vorbedingung. Erproben, Zweifeln, Abschließen und wiederum Neubeginnen verknüpfen das Analytische mit dem Emotionalen. Die persönliche malerische Handschrift sucht, verbunden mit einemgrundsätzlichen Bekenntnis zu Komposition und Malkultur, nach einem Resultat fern von spontaner, unreflektierter Expressivität. Die grundsätzliche Beschäftigung mit dem Material Farbe, das Ausloten der Möglichkeiten von Komposition und Tiefe sprechen für eine Orientierung am Essentiellen. Im Versuch der Ergründung des Wesens von Malerei äußert sich stets auch eine existenzielle Komponente. Das
Freilegen gründender Merkmale, die intendierte Annäherung an
den Kern, an die Essenz, ist durchaus als Befragung des Seins zuverstehen.
Als Möglichkeit sich auch jenseits von Sprache zu orientieren. Ein weiteres gutes Bild zu malen hat wenig mit Erfindung zu tun und noch viel weniger mit Abgrenzung. Vielmehr geht es darum, eine beachtliche Tradition anhand einer neuen bildnerischen Formulierung im Kontext aktueller gesellschaftlicher Realität zu sehen. Das magaufwendiger sein, als das Medium Malerei kurzum in Frage zu stellen, spannender ist es allemal.
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